Viva la VAGUS
- Ujjayi-Yoga
- 15. Dez. 2017
- 4 Min. Lesezeit

Zunächst, keine Ahnung! Wirklich, ich habe keinen blassen Schimmer wie sich Chakra und Nervensystem, speziell der Nervus vagus vereinen lassen. Mal gelingt es mir, dann passt wieder nichts mehr zusammen. Durch diesen Eintrag versuche ich ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen, ohne Anspruch auf Richtigkeit. Mehr noch, ich hoffe auf viele konstruktive Beitrage die mir helfen zu verstehen :-)
Doch fangen wir ganz vorne:
Der Nervus vagus, kurz Vagus, ist der größte Nerv des parasymathischen Nervensystems, also des Nervensystems welchen regenerativ wirkt. Wenn man möchte, ist er das Bindeglied zwischen Körper und Geist: er verläuft vom Hirnstamm durch den Brustkorp und endet im Unterleib. Hier zeigt sich auch der wichtigste Unterschied zu anderen Hirnnerven: er innerviert nicht nur Bezirke im Kopf- und Halsbereich, sondern zieht bis in den Bauchraum. Daher vermutlich auch der Name Vagus - lateinisch umherschweifend, vagabundieren. Der Vagus versorgt u.a. die glatte Muskulatur und die Drüsen des Verdauungstrakts und der Atemwege, Niere, Milz, Eierstock bzw. Hoden sowie die Herzmuskulatur und die glatte Muskulatur der Blutgefäße (1). Viele behaupten das zweite Gehirn des Menschen liegt in dessen Darm. Der Großteil an Informationen die an den Vagus übermittelt werden wandern von unten nach oben. Dort werden sie an das Gehirn weitergegeben und vom präfrontalen Kortex, Sprachzentren und der Amygdala genauer interpretiert. Zirka 80-90% des Neurotransmitters Serotonin werden im Magen-Darm-Trakt produziert. Beim Reizdarm-Syndrom scheint die Serotonin Produktion völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Die große Bedeutung für physische und psychische Gesundheit des Menschen zeigt sich auch in vielen Studien welche die positive Auswirkung der Vagusstimulation in Hinblick auf Depression, Gedächtnis und Epilepsie näher untersuchen (2, 3, 4). Wenn man so möchte hat man, durch die Verbindung des Vagus mit all unseren Organen, auch die Verbindung zu unseren Chakras, den Energiezentren des Menschen, vom Wurzelchakra bis hin zu unserem Kronenchakra.
... also gar keine schlechte Idee sich mit dem Burschen näher zu beschäftigen, v.a. wie wir ihn durch unsere Praxis positiv beeinflussen können. Am Vagus zeigt sich deutlich dass es uns möglich ist durch die Körperarbeit unser Gehirn positiv zu beeinflussen.
Rückbeugen (u.a. Dhanurasana, Shalabhasana, Ustrasana,...) sind eine ganz fantastische Art das parasymathische Nervensystem, speziell den Vagus zu stimulieren. Bauch, Brustkorb, Solarplexus sowie der Kehlbereich werden geöffnet, also exakt der Weg für den Vagus bereitet. Auch Umkehrhaltungen sollen sich positiv auf das PSN auswirken, u.a. durch Aktivierung des Magen-Darm Traktes (siehe Blog 'Me & My Practice - Salamba Shirshasana). Ebenso wird gesteigerte Aktivität im Vagus beobachtet wenn der Mensch Empathie ausdrückt (5). Hier wieder die Verbindung zu unseren Chakras: Empathie fühlen wir besonders im Herzen (Anahata); wir haben einen Knoten im Hals (Vissudha). Charles Darwin zeigte bereits 1872 die Rolle des Vagus auf das menschliche Sozialverhalten (6). Einen wundervollen Beitrag über die Wichtigkeit des Vagus findet ihr online (7).
Wie sieht es nun beim Üben von Pranayama aus, speziell der Wechselatmung:
Im täglichen leben ist es wichtig eine Balance zwischen sympathischen und parasympathischen System herzustellen. Das parasymp. muss in bestimmten Situationen besonders aktiviert werden um die Aktivität des Symp. zu mindern, d.h. den Menschen wieder in eine ruhigere Stimmung zu versetzen. In der Asanapraxis erreicht man das u.a. durch den Wechsel von Vinyasa und Asanastiti: Vinyasa: Symp. System aktiviert; Asanastiti (Asana halten): parasymp. aktiviert.
In Bezug auf die Pranayamapraxis, speziell der Wechselatmung, spielen die Nadis, unsere Energiekanäle eine besondere Rolle.
Ida
Rechtes Nasenloch
Wärmende Kraft
Die Sonne
Sympathisches Nervensystem
Pingala
Linkes Nasenloch
Kühlende Kraft
Der Mond
Parasympathisches Nervensystem
Während der Wechselatmung: Atmung durch das linke Nasenloch aktiviert das Parasympathische System (rechte Hirnhälfte) und vice verse. Im Laufe des Tages (alle 2-3h) ändert sich die Dominanz der Naselöcher, und somit die Dominanz der Hirnhälften. Zeigt sich häufig in unserer Motivation und den Stimmungsschwankungen :-) Beim Einatmen schlägt das Herz oftmals etwas schneller als beim Ausatmen. Dieser Unterschied ergibt den Spannungszustand des Vagusnervs (8).
Durch eine ausgeglichene Yogapraxis scheint es uns also mögich den Vagotonus zu erhöhen. Eine Balance zwischen sympathischem und parasympathischen Nervensystem herzustellen. Uns zu aktivieren und beruhigen. Doch wie genau ist dies physisch möglich? Ist es, wie bei den Rückbeugen die Öffnung der Energiekanäle, des Weges für den Vagus? Wie kann dann das Vinyasa, mit beschleunigter Atmung und Herzschlag zur Aktivierung des Sympathikus beitragen? Wie genau wirken nun Umkehrhaltungen? Und warum aktivieren Vorwärtsbeugen das sympathische System? Wird hier nicht die Wirbelsäule gedehnt? D.h. die Energiekanäle geweidet und alle Chakras angesprochen?
Ihr seht, mir gelingt es nicht einen wirklich geordneten Artikel über dieses Thema zu verfassen. Yoga, Chakras, autonomes Nervensystem bilden ein hochkomplexes Trio. Es gibt viele Fragen die ich nicht klären kann.
Ich würde mich mächtig freuen wenn ihr mir durch euer Wissen helft Licht ins Dunkel zu bringen :-)
pic: pinterest
(1) http://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/vagus/13492
(2) EKMEKÇI, Hakan; KAPTAN, Hülagu. Vagal Nerve Stimulation. Open Access Macedonian Journal of Medical Sciences, [S.l.], v. 5, n. 3, p. 391-394, may 2017. ISSN 1857-9655. Available at: <https://www.id-press.eu/mjms/article/view/oamjms.2017.056>. Date accessed: 14 dec. 2017. doi:http://dx.doi.org/10.3889/oamjms.2017.056.
(3 Garamendi-Ruiz, I. & Gómez-Esteban, J.C. Clin Auton Res (2017). https://doi.org/10.1007/s10286-017-0477-8 )
(4) Sun, Lihua & Peräkylä, Jari & Holm, Katri & Haapasalo, Joonas & Lehtimäki, Kai & Ogawa, Keith & Peltola, Jukka & Hartikainen, Kaisa. (2017). Vagus nerve stimulation improves working memory performance. Journal of Clinical and Experimental Neuropsychology. . 10.1080/13803395.2017.1285869.
(5) Gehirn&Geist 9/2017 -Die Schattenseiten der Empathie
(6) The Expression of Emotions in Man and Animals
(7) https://www.yogauonline.com/yoga-for-stress-relief/tapping-power-vagus-nerve-how-your-breath-can-change-your-relationships
(8) http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-95169259.html
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